LitEnsemble

Émile Zola – Das Geld

"Das Geld“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Émile Zola (1891) und erzählt, wie aus einer solide aufgestellten Bank eine Spekulationsschleuder wird. Eine Fülle unterschiedlichster Figuren - Verursacher und Leidtragende, Gewinner und Verlierer - treffen aufeinander und wirbeln in einen Börsencrash, bei dem sich die Großen aus der Affäre ziehen und die ahnungslosen Kleinanleger zum Schluß die Zeche zahlen. Gierige, verzagte, hoffende und resignierte Gestalten – sie alle verfallen der Anziehung des mühelos gewonnenen Geldes, das sich von selbst vermehrt. Zolas Roman ist von analytischer Schärfe und von leidenschaftlichem Engagement gegen die hemmungslosen Aktivitäten auf dem Finanzmarkt getragen. Der Déja-vu Eindruck ist durchaus erwünscht.

Das LitEnsemble reduziert den Roman auf 10 zentrale Figuren, die in unterschiedlichster Weise die Handlung tragen und wechselnde Perspektiven ermöglichen. Die treibende Kraft ist Aristide Saccard, welcher die Ideen und Planungen des Ingenieurs Hamelin aufgreift, im vorderen Orient Infrastruktur und Industrie anzusiedeln. Zum Zweck der Finanzierung dieser Unternehmungen gründet Saccard eine in Paris ansässige Bank, und aufgrund der vielfältigen Verbindungen Saccards gelingt es, einflußreiche Personen einzubinden und die Aktien der Bank auf den Markt zu bringen. Die Handlung streut nun in diverse Richtungen aus, in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Kreisen werden Aktien gekauft, ein Roulette beginnt, und die Bank entkoppelt sich allmählich von ihrem eigentlichen Zweck, der Finanzierung der Realwirtschaft. Die Schicksale und Lebensumstände verschiedenster Personen werden sichtbar, ihre Wünsche, Träume, Sehnsüchte, und die Leichtfertigkeit, mit der sie handeln. Das Geld erfaßt allmählich jeden Lebensbereich, auch die persönlichsten Bindungen werden davon mitgerissen.

Das Projekt wird sprachlich von zwei Schauspielern, Hans Heller und Birte Kretschmer , umgesetzt. Der Komponist Jens Fischer komponiert eine komplexe musikalische Klangwelt, die auf ihre Weise dem Projekt eine zweite Ebene hinzufügt und die in der Vorstellung live gespielt wird.

Zentriert auf die Sprache Zolas, auf seine Figuren, auf seine bissige Weltsicht entsteht ein Spiegel, in dem ein ungebremster Mechanismus sichtbar wird: die Sehnsucht nach einem besseren Leben geht mit Zynismus und Gedankenlosigkeit eine leichtsinnige Allianz ein, an deren Ende ein Scherbenhaufen steht.
Die Zusammenhänge mögen heute komplexer geworden sein als vor 148 Jahren, an den zugrundeliegenden menschlichen Konstellationen und Motiven hat sich nichts geändert.